Sehr geehrter Herr Kollege Gassen,
der angekündigte Datenaustausch im medizinischen Bereich über kv.dox ist offensichtlich nur über die TI verfügbar. Es muss allen Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten möglich sein, an kv.dox oder einer anderen geeigneten und sicheren elektronischen Kommunikation teilzunehmen, jedoch ohne Anbindung an die Telematik-Infrastruktur. Für die TI liegt bis heute keine DSFA vor und sie wird unter Zwang und Strafe bei Nichtanbindung implementiert, was nicht akzeptabel ist. Außerdem können Zugriffsrechte zu den Daten gesetzlich jederzeit geändert werden, auch zugunsten der Gesundheitswirtschaft. Die Sicherheit der sensiblen Patientendaten ist dadurch nicht gewährleistet. Immerhin sind je nach Bundesland trotz Strafen zwischen 10 und 23% der Ärztinnen und Ärzte nicht an die TI angebunden. Wir sind keine Digitalisierungsgegner, sondern Datenschützer.
Es kann nicht sein, dass wir alle von der ärztlichen Kommunikation abgehängt werden, weil wir den Datenschutz ernst nehmen. Es darf keinen Zwang zur TI-Anbindung geben, indem künftig essentielle Funktionen, nicht nur kv.dox, nur noch über die TI verfügbar sind. Welche Lösungen gibt es für die Kolleginnen und Kollegen, die sich aus Datenschutzgründen nicht an die TI anbinden bzw. warum gibt es keine TI-unabhängige Kommunikationslösung?
In unserem Brief vom 2.8.2020 hatten Ihnen über 350 ÄrztInnen und TherapeutInnen ihre Kritikpunkte an der TI dargelegt (Brief noch einmal im Anhang). Wir möchten Sie noch einmal eindringlich bitten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Es darf kein „weiter so“ geben. Die flächendeckende medizinische Versorgung ist in Gefahr, wenn zahlreiche ÄrztInnen und TherapeutInnen aufgrund der aktuellen Gesundheitspolitik der Kassenmedizin den Rücken kehren werden.
Mit freundlichen Grüßen
v. Mücke für das BfDS
Dr. med. Karen v. Mücke
Internistin, Diabetologin
Entenbachstr. 10
81541 München
Tel: 089-6929528
Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS)
2 Gedanken zu „Email an Dr. Gassen vom 22.08.2020“
Dieter Döring 27. August 2020 um 16:54 Uhr
Weiter so.
Ich bin nicht angeschlossen.
Frank Gläser 28. August 2020 um 12:41 Uhr
Sehr geehrter Herr Gassen
Ich bin nun seit ca.30 Jahren als Hausarzt niedergelassen. Ich habe in diesen Jahren nie derartige Frechheiten erlebt, wie jetzt im Rahmen der lächerlichen Versuche, uns mit ZWANG an die IT anzuschliessen. Wir erleben immer wieder neue Ideen, um das IT-System zu retten, welches in keiner Weise den Datenschutz garantiert und z.B. vom CCC skandalös unter dem Einsatz geringster Mittel geknackt werden konnte.
Warum sind keine Standby-Lösungen möglich ?
Für mich würde der Kauf dieser Technologie eine betriebswirtschaftlich unakzeptable Belastung bedeuten, denn in 2-3 Jahen wollte ich in den Ruhestand gehen und die z.Z. angespannte Versorgung in unserer Region noch einige Zeit mitabsichern. Für diese Zeit die neue IT kaufen, jedes Jahr einen neuen Konnektor ? Nein !
Andererseits flehen uns Staat und KV fast täglich an, die Versogung unserer Patienten noch für einige Zeit abzusichern. Was ist denn das für ein Anachronismus ???
Denken denn das Ministerium und Andere, dass wir jetzt noch Elektronic für Tausende € kaufen und dann ohne Nachfolger diese Geräte, auf den SCHROTTPLATZ schaffen ???
Wenn es keine akzeptablen Lösungen für uns gibt, werde ich eben zeitiger aufhören und den Versorgungsauftrag an Ihre KV zurückgeben, dann sind Sie am Zug !
Es ist geradezu lächerlich und tendenziös, dass es angeblich keine Standby-Lösungen gibt, die mit geringstem Aufwand zu installieren wären. Aber wenn man natürlich diese TI(-Tanic) unbedingt verkaufen will, dann müssen Sie eben die Folgen verantworten !!!