Newsletter - Gesundheitsdaten in Gefahr Newsletter - Gesundheitsdaten in Gefahr
Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht
53. Newsletter des BfDS

Liebe Kolleginnen und Kollegen, MitstreiterInnen und Interessierte,

am 5. März 2023 hat ein Cyberangriff das Hospital Clínic in Barcelona, eines der größten und wichtigsten Kranken­häuser der spanischen Metropole, weitgehend lahmgelegt. Die Regierung vermutet die Hackergruppe "Ransom House" dahinter und kündigt sofort an, im Falle einer Erpressung "keinen Cent" zu zahlen. Die Erpressung folgte. Dieser Hack legt ein Dilemma offen: Zwingen Staaten ihre Bürger und Krankenhäuser etc. zur Anbindung digital gespeicherter Patientendaten an das Internet, setzen sie sie dem Risiko von Datendiebstahl und deren Missbrauch aus und setzen sich damit als Regierungen sichtbar ins Unrecht.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141507/Hacker-legen-Krankenhaus-in-Barcelona-lahm
 
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141634/Hacker-erpressen-Katalonien-mit-gestohlenen-Patientenakten

Und während die Hacker den Wert der Vertraulichkeit von Patientendaten so hoch einschätzen, dass sie es wagen, direkt die katalonische Regierung erpressen, lassen die europäischen Regierungen in ihrem Gesetzesentwurf für den EHDS bezüglich des Vertraulichkeitsbedarfs der gesammelten Daten vor allem Gleichgültigkeit erkennen. Hierzu das Positionspapier von „European Digital Rights“ (EDRi):

https://edri.org/wp-content/uploads/2023/03/EHDS-EDRi-position-final.pdf

Eva Wolfangel hat beim ehemaligem IT-Sicherheitsberater von Barack Obama Cybersecurity studiert, schreibt seit vielen Jahren über Cybersecurity, künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, Technikethik und verwandte Themen und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. Aktuell erschien von ihr in der ZEIT ein exzellenter Artikel mit dem Titel „Wenn alle erfahren, was einem fehlt“:

https://www.zeit.de/2023/13/elektronische-patientenakte-datenschutz-karl-lauterbach

Auf Twitter ist sie ebenfalls zu finden und kommentiert dort die Problematik der ePA mit prägnanten Tweets:

Ich habe für die ZEIT aufgeschrieben, was das Problem an der digitalen Patientenakte ist. Kurz gesagt: Versicherte werden erpresst, denn die Akte kann nur nutzen, wer die Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten abgibt (€)“, und folgende... Man kann den Thread auch ohne Twitter-konto aufrufen.

https://twitter.com/evawolfangel/status/1638841322009133057?s=20

Sowohl Ärzte und Ärztinnen, Bürgerinnen und Bürger und natürlich die Politik werden immer wieder beschworen bezüglich der großartigen Forschungsmöglichkeiten mit „Big Data“, die zur Rechtfertigung des maximalen Datensammelns genannt werden. Hierzu ein wichtiger Artikel von Prof. Meinhard Kieser, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Ruprecht-Karls Universität Heidelberg. „Big Data in der klinischen Forschung – Vieles ist noch Wunschdenken“. Er stellt differenziert dar, was mit Big Data möglich ist und was nicht und liefert uns damit fundierte Argumente für die anstehenden Diskussionen.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/209455/Big-Data-in-der-klinischen-Forschung-Vieles-ist-noch-Wunschdenken

Anonymisierte Daten sind doch eine sichere Sache – oder? Dass auch anonymisierte Daten ohne viel Aufwand wieder einer bestimmten Person zugeordnet werden können, ist zwar inzwischen auch im Liedgut der Spatzen, gelangt aber irgendwie nicht in die Ohren der eHealth-Lobbyisten und ihrer Adressaten. Der angesehene Kryptologe Dominique Schröder hat am 25. April 2022 ein „Sachverständigengutachten zum Schutz medizinischer Daten“ im Auftrag des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages verfasst, das uns bei der Beurteilung von Behauptungen und im Diskurs eine ausgezeichnete Informationsquelle bietet. Er legt darin großen Wert auf Verständlichkeit auch für IT-Laien (schwer ist es dennoch) und erklärt anschaulich die Erfordernisse und Schwierigkeiten von Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsverfahren mit dem Resumée in der Zusammenfassung:

„... Erstens wurde bei der Konzipierung der (TI-) Architektur der Stand der Wissenschaft nicht berücksichtigt und bewusst eine leicht angreifbare Architektur ausgewählt. Zweitens gibt es bereits heute genug Alternativen, die zu einer sicheren Realisierung führen würden...“

https://freiheitsrechte.org/uploads/documents/Freiheit-im-digitalen-Zeitalter/Gesundheitsdaten/2022-04-25-Gutachten_Schroeder-Gesundheitsdaten-Gesellschaft_fuer_Freiheitsrechte.pdf

Noch ein Veranstaltungshinweis:

Am Donnerstag, den 27.4.2023, 19 Uhr, treffen in der Villa Lessing, Saarbrücken, der Tele-medizin-Lobbyist Franz Bartmann und Andreas Meißner vom BfDS in einer Diskussions-veranstaltung aufeinander:
https://www.villa-lessing.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender/streitfrage-digitalisierte-gesundheit/ 

Sie sind die Autoren des Streitfragenbandes „Digitalisierte Gesundheit. Fluch oder Segen?“ aus dem Westendverlag. Wir freuen uns über jeden Interessierten, der an der Diskussion teilnimmt.

Die Veranstaltung wird wohl auch live im Internet übertragen werden (siehe Angaben unter dem Link).
 

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen / Euch allen Alexandra Obermeier für das Kernteam des BfDS
 

Alexandra Obermeier 

Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Hörwarthstr. 51

80804 München

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