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Newsletter - Gesundheitsdaten in Gefahr Newsletter - Gesundheitsdaten in Gefahr
Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht
52. Newsletter des BfDS

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitstreiter und Interessierte,

 

Radio, Fernsehen und selbst auf steinzeitliches Papier gedruckte Zeitungsmeldungen bahnen dem Parforceritt unseres Gesundheitsministers eine Schneise ins Bewusstsein der geplagten Bürger, damit sie endlich auf ihr ungeahntes Glück durch Digitalisierung und ePA aufmerksam werden. Es dröhnen die altbekannten Beschwörungen des Akzeptanz-Marketings, vervielfacht von den eHealth-Protagonisten, und es werden wieder unrealistische Zeithorizonte angegeben, was der KBV-Vorstand scharf kritisiert.

 

Lauterbachs „Digitalisierungsstrategie“ kann eigentlich nur als Ankündigung eines skrupellosen Raubzuges an den Gesundheitsdaten der gesetzlich Versicherten gesehen werden. So will er dem BSI als Hüter des "Standes der Technik" und dem BfDI das Vetorecht entziehen, die gematik soll zu 100% dem Bund zugesprochen werden. Dass dies den Wünschen nach Datenverwertung ohne Hürden komfortabel den Weg ebnet, ist offensichtlich.
 

Zudem dürfte dieses Treiben die Sicherheitsstandards der eingesetzten Technik und damit auch die Gefahren für die angeschlossenen Praxen mittel- und langfristig entscheidend erhöhen. Und damit rückt auch das Ansinnen der EU-Kommission mit ihrem Europäischen Gesundheitsdaten-raum (EHDS) näher, nämlich dass die "Datenhalter", also Kliniken und Arztpraxen, auf "For-schungsanfragen" hin Daten liefern müssen, wovon kleinere Praxen bisher noch verschont sind.
 
https://www.golem.de/news/digitalisierungsstrategie-vorgestellt-lauterbach-will-gesundheitsdaten-breiter-verfuegbar-machen-2303-172505.html

 

Die gesamte Broschüre des BMG findet sich hier:
 

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/D/Digitalisierungsstrategie/BMG_Broschuere_Digitalisierungsstrategie_bf.pdf


Anke Domscheit-Berg von den Linken, die sich schon lange profund mit Digitalisierung beschäftigt, bringt es in ihrem Tweet prägnant auf den Punkt: 

 

"Mein Vertrauen in einer sichere #ePA ist null, weil a) Lauterbach die Mitbestimmung von @BSI_Bund abschaffen will u b) weil das@BMG_Bund seit Jahren 80% seiner IT-Sicherheitsstellen unbesetzt hat! Kein Verständnis für IT-Sicherheitsrisiken u Null Priorität für das Thema."


https://twitter.com/anked/status/1633806938440867840

 

Ein erfrischend kritischer Kommentar in den Tagesthemen im "Ersten", bei dem man sich auch mal zurück lehnen kann, kontrastiert wohltuend Lauterbachs Selbstgewissheit: (2 Min.4 Sek.)

 

https://twitter.com/tagesthemen/status/1633950783912779776?s=12
 

Fast wie von einem höheren Gericht wirkt nun der Hack bei einer großen Versicherung in den USA, bei der auch Abgeordnete mit ihren Familien versichert und wohl betroffen sind:

https://www.heise.de/news/US-Kongress-Datenklau-bei-Krankenversicherer-trifft-auch-Abgeordnete-7541612.html
 

Witzigerweise hat der Informatiker Thomas Maus, der den Werdegang der TI schon seit Jahren begleitet, einmal eine „Challenge“ mit vertrauensbildenden Maßnahmen für unsere Abgeordne-ten formuliert, bei der sie ihr Vertrauen in die TI unter Beweis stellen sollen, indem sie ihre echten eigenen Daten in eine ePA stellen. Wie zu erwarten, hat bis heute niemand geantwortet. Zu finden in seinem "Kommentar zum vernetzten Gesundheitswesen: So kann es nicht weiter gehen!" unter der Überschrift: "Lasst Taten sprechen!"

 

https://www.heise.de/meinung/Kommentar-zum-vernetzten-Gesundheitswesen-So-kann-es-nicht-weitergehen-4993663.html

 

Immer wichtiger wird eine intrinsische Motivation, die eigenen Gesundheitsdaten zu hüten und z.B. einer ePA zu widersprechen. Dass es schwierig ist, hierfür Interesse zu wecken, haben wir alle mehrfach erfahren. Deshalb hier eine eindrückliche Dokumentation darüber, wie tief und genau man das seelische Erleben eines Menschen allein mit den Google-Anfragen von 2 Jahren ausforschen kann.  Die Hauptfigur darin ist jung, deshalb eignet sich die Doku u.a. sehr gut für Jugendliche und junge Erwachsene. "Made to Measure" (1 Std. 3 Min.):

 

https://www.madetomeasure.online/de/experience

 

Beim Kongress Freier Ärzte 2022 hat Prof. Reinhard Plassmann unter anderem das neue, für das Individuum schwer fassbare Phänomen des "Digitalen Zwilling" greifbar gemacht, geschaffen von den Algorithmen der großen Datensammler und heiß begehrt von Werbetreibenden. Neuer-dings lässt auch im Gesundheitsbereich die Rede von "Digitalen Zwillingen" aufhorchen, mit deren Einsatz man fantastisch forschen könne. Prof. Plassmann macht in seinem Vortrag die Manipulationsmöglichkeiten und deren Folgen sichtbar, mit denen dann das betroffene Indivi-duum belastet werden kann. (40 Min.)
 

https://www.youtube.com/watch?v=ggyfXmzQUcA

 

Die dunkle Seite digitaler Vernetzung beleuchtet auch der Artikel bei Heise: "Missing Link - Die neue digitale Verwundbarkeit des Patienten", in dem die Gefahren der Digitalisierung von Pati-entenakten und der zentralen Speicherung von Gesundheitsdaten anhand lebendiger und konkre-ter Beispiele erzählt werden. Die Darstellungen liefern auch griffige Argumente zur Aufklärung.
 

https://www.heise.de/hintergrund/Gesundheitsdatenbanken-und-die-virtuelle-Verwundbarkeit-des-Patienten-7532452.html

 

Am Ende hat dieser mediale Paukenschlag vielleicht auch etwas Gutes: Die Leute wurden mit einem Mal vertrauter mit dem Thema und haben aktuell vermutlich Fragen - vielleicht ein fruchtbarerer Boden als bisher und Gelegenheit, erneut aufzuklären und unseren ePA-Flyer verstärkt anzubieten - gibt's jeweils in grün und blau auf deutsch, englisch und türkisch:
 

https://www.gesundheitsdaten-in-gefahr.de/infomaterial/

 

Trotz allem wünscht Ihnen im Namen des BfDS eine gute Restwoche,

 

Alexandra Obermeier
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie

Hörwarthstr. 51

80804 München

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